Pressestimmen
Apothéose du motet luthérien - Kammerchor beim Festival Passions Baroques in Montauban, Südfrankreich
Am nächsten Tag, im Temple des Carmes, stellt sich der Harvestehuder Kammerchor aus Hamburg unter der Leitung von Edzard Burchards vor mit den Motetten der großen deutschen Meister des Barock, Heinrich Schütz, Jan Pieterszoon Sweelinck und Johann Sebastian Bach, der Quintessenz der lutherischen Chorkunst.
Trotz des komplexen musikalischen Satzes und des hohen Schwierigkeitsgrades dieser Stücke zeigt der Chor aus Hamburg eine vollkommene Homogenität und eine perfekte Präsentation.
Die große Bach-Motette „Jesu, meine Freude“ BWV 227 bildete den Abschluss dieses glanzvollen Konzertes. Alle Stimmen von derselben Kraft und Qualität wiederholten immer wieder unzählige Meisterleistungen sowohl von struktureller und spiritueller Art als auch von vokaler Pracht und erzeugten durch das subtile Spiel von Nuancen und dynamischen Entwicklungen ein wahres Wunderwerk.
Michel Roubinet, Concert Classic, Oktober 2019
Bewegend ausmodelliert - Silvesterkonzert in der Elbphilharmonie gemeinsam mit dem Staatsorchester
Akustische Flammenschrift zum Jahresabschluss
Mahnruf, Menetekel, kosmisches Gewitter? Mit einer solistischen Schlagwerkeruption, aus dem Schweigen kommend und ins Tonlose zurückfallend, setzte sich der Einakter „Stilles Meer“ des Japaners Toshio Hosokawa vor knapp drei Jahren an der Staatsoper in Szene. Mit eben dieser akustischen Flammenschrift, die der Nuklearkatastrophe von Fukushima gilt, leitete Kent Nagano sein jüngstes Silvesterkonzert mit dem Philharmonischen Staatsorchester in der Elbphilharmonie ein.
Vom westöstlichen Diwan des 21. Jahrhunderts unmittelbar überzuspringen in die protestantische Aura der beiden Brahms-Motetten op. 74 – welch kühne Programmidee! Und doch: Wie existenzbedroht ist auch das mal drängend, mal erstarrend wiederholte „Warum?“ der ersten Motette oder der vorweihnachtliche Notruf „O Heiland, reiß die Himmel auf“ der zweiten, vom Harvestehuder Kammerchor unter Edzard Burchards bewegend ausmodelliert!
Dazwischen blockte Nagano das schrille Bläserexperiment mit Kontrabass „Octandre“ des Franzosen Edgar Varèse, der vor 90 Jahren in New York die ästhetische Gleichberechtigung von Klang und Geräusch betrieb. Im letzten Satz führte er die Bläser so misstönend parallel, dass Olivier Messiaen zweideutig bemerkte, es sei schon eine Meisterleistung, mit so wenigen Instrumenten einen solchen Krach zu veranstalten. Doch hatte Rilke nicht das Schöne als „des Schrecklichen Anfang“ empfunden, den wir gerade noch ertrügen? Was Nagano am Ende nicht davon abhielt, das geduldige Publikum mit einer tänzerisch schwingenden, zudem historisch getönten dritten Orchestersuite Bachs zu belohnen.
Zu guter Letzt verbündeten sich Staatsorchester und Kammerchor samt Solistenquartett zu Mozarts erster Salzburger „Missa brevis et solemnis“, der die Romantik den verniedlichenden Titel „Spatzenmesse“ anhängte: ein ingeniös verspieltes Gotteslob zum Jahreswechsel.
Lutz Lesle, Welt, 02.01.2019
Dass der schon durch die Räumlichkeit höchst motivierte Harvestehuder Kammerchor unter Leitung von Edzard Burchards die sanftbitteren Brahms-Motetten „Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen“ und „O Heiland, reiß die Himmel auf“ gut bewältigte, bestätigte die qualitative Güte der hiesigen Chorszene.
Joachim Mischke, Hamburger Abendblatt, 02.01.2019
Ein großes Lob gilt dem vitalen und stimmenprächtigen Harvestehuder Kammerchor… Vor allem die beiden A-capella-Motetten „Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen“ sowie „O Heiland, reiß die Himmel auf“ von Johannes Brahms wurden wahrlich meisterhaft dargeboten – und extrem einfühlsam dirigiert vom Chorleiter Edzard Burchards.
Andreas Schmidt, klassik-begeistert.de, 06.01.2019
Betörende Vokalisen in der Elbphilharmonie
Zwei unvollendet nachgelassene Orchesterwerke Enescus, die ein rumänischer Musikforscher erst Ende vorigen Jahrhunderts aufführungsreif instrumentierte, brachte Ruzicka dem staunenden Publikum mit den folgsamen, vielseitig geforderten Philharmonikern nahe: die Symphonische Dichtung „Isis“ (skizziert 1923, uraufgeführt 2004) und die Symphonie Nr. 4 (skizziert um 1934, uraufgeführt 1997). Die altägyptische Göttin der Liebe verströmt sich in betörenden Vokalisen (Damen des Harvestehuder Kammerchors) und orchestralen Aphrodisiaka, die an Debussys Nocturne „Sirènes“ erinnern. Man hört: Paris wurde dem Komponisten zur Wahlheimat.
Lutz Lesle, Welt, 19.12.2017
Zeitloser Strom - Harvestehuder Kammerchor in der Motette der Tübinger Stiftskirche
Tübingen. Im Herbst und Winter bietet die Stiftskirchen-Motette erfreulich oft moderne und zeitgenössische Chormusik. Tatsächlich erreicht die heutige „neo-tonale“ Vokalmusik ein breites Publikum. Zumal baltische und skandinavische Komponisten haben sich längst wieder wohlklingenden Dur-Moll-Harmonien zugewandt – allen voran Arvo Pärt. Avangardistischer Anspruch und leicht hörbare Zugänglichkeit müssen einander nicht ausschließen. Ein ausgesprochen schönes Programm brachte der Harvestehuder Kammerchor den 300 Motettenbesuchern am Samstag mit. Chorleiter Claus Bantzer gründete das Ensemble 1980. Bis 2008 war er Organist und Kantor an St. Johannis im Hamburger Stadtteil Harvestehude. Ein Chorleiter mit einer sehr eigenen Klangästhetik und musikalischen Handschrift. Die Tempi waren oft etwas langsamer gewählt, Artikulation und Diktion zugunsten eines kontinuierlichen Klangstroms weich gerundet und zurückgenommen. Den Klängen ließ Bantzer viel Zeit, im Kirchenraum anzukommen, sich zu entfalten. Der 104. Psalm „Kiida, mu hing, Isandat“ („Lobe den Herrn, meine Seele“) des estnischen Komponisten Cyrillus Kreek bekam gleich eine meditative Tiefe, ganz aus der Zeit herausgetreten. Selbst in getragenen Tempi blieb der musikalische Zusammenhang gewahrt – und das ohne große Innenspannung oder rhythmische Zugkraft -, sondern durch kontinuierlich weitergetragene und entwickelte, umgedeutete Klangbänder. Im Vergleich mit der aktuell meist stark verschlankten, geschliffenen Intonation vieler Vokalensembles behielt der Chorklang auch im Pianissimo eine gewisse warme Fülle und Dichte. Ein Klang mit Geist und Seele, der den Hörer willkommen hieß. Bei Pärts Magnificat stellten sich die 32 Sänger/innen im Kreis auf. Auch hier ein betont langsames Zeitmaß, das jede Silbe mit Klang erfüllte. Die Sopranhöhe mitunter etwas scharf, eine golden gleißende Klangkuppel. Immer wieder ließ das volle, dunkle Fundament der Männerstimmen aufhorchen, so im kurländischen Volkslied „Put vejini“ („Wehe Lüftchen“) in einem Chorsatz des lettischen Komponisten Imants Karlis Ramins. Aus Heitor Villa-Lobos´ “Sapientia foris praedicat“ („Die Weisheit ruft auf der Straße“) holte Bantzer beeindruckende Klänge, wenn er etwas das Wort „argenti“ (Silber) aufleuchten ließ. (…) Ein wertvolles Geschenk war Frank Martins anspruchsvoll heikle Messe für zwei vierstimmige Chöre (1926): kostbare A-cappella-Klänge zwischen Spätromantik, Impressionismus und Neoklassizismus. Fein gewobene Strukturen aus einander imitierenden, wie ein Echo zwischen den beiden Chören hin und her wandernden Linien. Auch hier waren Akzente und Artikulation weichgezeichnet, verinnerlicht. Wieder beeindruckte Bantzers ruhevoller Klangaufbau, der unglaublich weite und tiefe Klangräume möglich machte – aufgefächert vom hohen h der Soprane bis zum tiefen d der Bässe. Auch die Dynamik im selben organisch geführten Duktus, die Klanggebung oft leicht verschleiert.
Achim Stricker, Schwäbisches Tagblatt, 26.10.2015
Erhabener Augenblick der Vokalmusik - Konzertreise nach Brasilien
Unmittelbar nach den lauten Karnevalsfreuden schenkte der Kammerchor Harvestehude aus der Stadt Hamburg aus Deutschland denen, die in der Stadt waren, einen erhabenen Augenblick der Vokalmusik höchster Qualität. (…) Das Publikum, das die Kirche Matriz voll besetzte, applaudierte dem Chor aufrecht stehend mit großer Begeisterung und Rührung.
Paraty, Brasilien, paraty.com.br, März 2014
Es war ein Konzert auf höchstem Niveau in einer menschengefüllten Kirche, die einen einmaligen Glücksfall nutzten: einen luxuriösen gemischten Chor aus 35 Mitgliedern, der Werke von deutschen und brasilianischen Komponisten und aus anderen Musiktraditionen sang.
Paraty, Brasilien, paratyonline.com/jornal/, März 2014
Die Attraktion für Sonntag, den 9. März 2014 ist der deutsche Kammerchor Harvestehude aus Hamburg… Sala Sao Paulo … 1484 Plätze…
Ankündigung in der Folha de Sao Paulo, Brasiliens renommierte Zeitung im März 2014 im Guia Folha
Atemberaubend schön - Harvestehuder Kammerchor in St. Martin, Nienburg
Ein weiteres außergewöhnliches Konzert erklang am Sonntagabend in der St. Martinkirche. Unter dem Motto: „Wort & Musik: Traumlicht“ musizierte der Harvestehuder Kammerchor, die Leitung und der Orgelpart lagen bei Claus Bantzer. Chor und Dirigent sind noch von „Jehoschua“ vor vier Jahren in bester Erinnerung. Begleitet wurde die Musik von Texten, gelesen von Victoria Trauttmansdorff. Die Texte von Giuseppe Ungaretti, Albert Camus, von Astronauten und von Jacques Lusseyran umspielten das Thema mit Motiven des Lichts, der Farben, der Gerüche und bei Lusseyran besonders beeindruckend mit dem Motiv des Verlustes des Augenlichts. Die Musiken eröffneten (…..) zwei Madrigale von Claudio Monteverdi, ausdrucksstarke Prachtstücke mit verspielten kleinen polyphonen Einsprengseln. Geschichtlich stehen sie am Übergang vom strengen polyphonen Kirchenstil in die leidenschaftliche Musiksprache der italienischen Oper. Von György Ligeti schloss „Lux aeterna“ an, ein Werk aus dem Umkreis des „Requiem“. Das beeindruckende Werk ist hörbar von der elektronischen Musik beeinflusst. Die Klangwolken sind weder harmonisch im traditionellen Sinn noch atonal; sie folgen einer ganz eigenen, von Pentatonik getönten Harmonik. Von Richard Strauss erklang sodann „Traumlicht“, die spätromantische Vertonung eines mit geheimnisvoll schönen Wendungen durchsetzten Gedichtes von Friedrich Rückert. Von Edward Elgar stammte „Lux aeterna“ in einem Arrangement von John Cameron, ein meditatives und monumentales Stück in der Tradition des englischen Anthem. Die eigentliche Neuentdeckung und in gewisser Weise das Hauptwerk des Abends war das dramatische „Leonardo Dreams of His Flying Machine“ von Eric Whitacre, komponiert auf einen Text in Englisch und Italienisch. Das Werk hebt spätromantisch an, um dann zu atemberaubenden, musikalischen Geräusch-Experimenten überzugehen, die das Motiv des Fliegens ausdeuten. Den Abschluss machte „Friede auf Erden“ von Arnold Schönberg. Auch dies, ein Frühwerk des Komponisten vor seiner atonalen Wende, hebt spätromantisch an, rüttelt dann aber mächtig an den Gittern der traditionellen Tonsprache. Seine leidenschaftlichen Anrufungen kann man wohl dem musikalischen Expressionismus zuordnen. Der HARVESTEHUDER KAMMERCHOR, sensibel von Claus Bantzer dirigiert, meisterte seine Aufgaben mit schwer übertreffbarer Qualität, beeindruckender Dynamik und überzeugender Ausdruckskraft. Die Orgelstücke, die während und zwischen den gelesenen Texten erklangen, geschrieben und gespielt von Claus Bantzer, waren farbig registrierte, filigrane Phantasien, die das Licht-Motiv gestalteten. Victoria Trauttmansdorff las die Texte mit einschmeichelnder und ausdrucksstarker Stimme. Die gebannte Aufmerksamkeit der etwas über 120 Zuhörer war derart, dass man die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen hätte fallen hören können. Am Ende herrschte ergriffenes Schweigen, ehe der minutenlange, überaus herzliche Schlussbeifall einsetzte. Man wird lange an dieses Konzert zurückdenken .
Wolfgang Motzkau-Valeton, Die Harke, Nienburg , 25.04.2012
Exquisite Vokalkunst
Mit einem interessanten Programm, das den Bogen von der Renaissance bis zur Moderne und von Schweden bis Ungarn spannte, konnten die hochmusikalischen Chorsänger und Chorsängerinnen ihr Publikum zwei Stunden lang vortrefflich unterhalten. … … Mit lang anhaltendem Applaus bedankte sich das Bünder Publikum beim Harvestehuder Kammerchor und seinem ebenso einfühlsamen wie musikalisch herausragenden Dirigenten Claus Bantzer für dieses beeindruckende Konzert.
Westfalen Blatt, April 2011
Freche Intermezzi
Letztes Dammhauskonzert der Saison sorgt in Laurentiuskirche für Begeisterung
Es ist Claus Bantzer hoch anzurechnen, dass er es schafft, jeden Programmpunkt als neuen Höhepunkt zu präsentieren und nie das Gefühl vermittelt, ein Pflichtprogramm zu absolvieren. … meisterhaft interpretiert konnte man sich von Ligetis Musik verzaubern lassen.
Neue Westfälische, April 2011
Weltlich, geistlich, jenseitig
Georgsmarienhütte. Auch dafür bietet Musica Viva Platz: für einen Abend voller romantischer Chormusik. Natürlich wurde Felix Mendelssohn Bartholdys „Oh Täler weit, oh Höhen“ durch den volkstümlichen Wolf gedreht – und geht doch immer noch wunderbar zu Herzen. Denn der Harvestehuder Kammerchor befreit die „Sechs Lieder im Freien zu singen“ durch flotte Tempi und feine Artikulation vom volkstümelnden Staub. Unter ihrem Leiter Claus Bantzer schreiten die 17 Frauen und 13 Männer die deutsche Chorromantik ab, von Schumann und Mendelssohn über Hugo Wolf bis hin zu Max Reger. Mit dessen fünfstimmiger Motette „Ach, Herr strafe mich nicht“ op. 110 Nr. 2 beginnt das Konzert in der Lutherkirche in Georgsmarienhütte. Hier offenbart der Chor erstmals seine herausragenden Qualitäten, besticht durch die klaren Konturen der Interpretation. Dabei schlägt das Werk überraschende harmonische Haken und ist gekennzeichnet durch die dichte musikalische Faktur. Das alles arbeitet Bantzer fein heraus, stellt Höhepunkte dar, lässt den ersten Teil in einen wunderbar friedvollen Choral münden und schließt die virtuos gestaltete Chorfuge an. Nach diesem Kraftakt gönnt Bantzer seinen Sängern eine kleine Pause und setzt sich an die Orgel. Dann wird’s weltlich im neogotischen Kirchlein: Mit reizend vielfältigen Gesängen für Frauen- und für Männerchor von Schumann, mit den Liedern von Mendelssohn. Da Beste aber kommt, wie immer zum Schluss: Gustav Mahlers „Ich bin der Welt abhandengekommen“, vom Chorspezialisten Clytus Gottwald für sechszehnstimmigen Chor arrangiert und vom Harvestehuder Kammerchor großartig umgesetzt: nicht geistlich, nicht weltlich, sondern jenseitig.
Neue Osnabrücker Zeitung, September 2010